Strategische Entscheidungen treffen: in- oder outsourcen in der Elektrokonstruktion
Steigende Projektkomplexität und kürzere Entwicklungs- und Projektzeiten belasten mehr und mehr Entwickler und Konstrukteure.
Eine Lösung der Situation kann Outsourcing sein – also das Auslagern von bisher intern erbrachten Unternehmensaufgaben und -strukturen an externe Dienstleister. Das Outsourcing ist seit langer Zeit ein beliebtes Mittel, um Auftragsspitzen abzufangen und Ressourcen zu schonen.
Doch gerade in der Elektrokonstruktion ist das Auslagern von Engineering-Aufgaben ein heikles Thema und sollte gut überlegt werden. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie abschätzen können, ab wann Outsourcing Sinn macht und was es dabei zu beachten gibt.
Outsourcing von Ingenieursdienstleistungen – ab wann sinnvoll?
Richtig eingesetzt hilft die Vergabe von Aufgaben an externe Partner die Effizienz zu steigern, Kosten zu sparen und den Umsatz zu steigern. Doch es ist zunächst notwendig sich darüber klar zu werden, was und wie viel man outsourcen möchte und kann.
In der Elektrokonstruktion kann Outsourcing sowohl bedeuten die gesamte Konstruktionsabteilung auszulagern oder aber die Vergabe von einzelnen Projekten. Der Unterschied ist dabei enorm!
Projektvergabe vs. kompletter Auslagerung
Das Auslagern von (Teil-)Projekten beispielsweise in der Gebäudeautomation oder im Maschinenbau ist heutzutage nicht unüblich. Die Vorteile liegen auf der Hand: man erweitert seine Kapazität, profitiert von erweitertem Know-How und Kompetenzen und mindert sein eigenes kalkulatorisches Risiko. Gerade der letzte Punkt ist besonders im Fall von Konstruktionsfehlern, die Konsequenzen nach sich ziehen, interessant. Denn bei einer fehlerhaften Konstruktion haftet der Lieferant. Eine gute Partnerschaft mit den Dienstleistern ist für den gemeinsamen Erfolg unerlässlich und sollte weit über die bloße Einarbeitung hinausgehen.
Gegenüber der einzelnen Vergabe von Projekten steht die komplette Auslagerung der Konstruktionsabteilung. Hierbei beauftragt der Auftraggeber den Lieferanten, der wiederum den Auftrag an seinen Unterlieferanten (hier die ausgelagerte Konstruktionsabteilung) abgibt. Dieses Vorgehen ist in vielerlei Hinsicht mit hohem Risiko behaftet und deshalb zumeist nicht praktikabel.
Zum einen besteht ein Kommunikationsrisiko. Die Konstruktionsvorhaben werden wie bei einer Runde „Stille Post“ vom Auftraggeber über den Lieferanten zum Subunternehmer weitergegeben. Missverständnisse sind hier vorprogrammiert. Zudem stellt sich bei Fehlern schnell die Frage nach der Schuld – hat es der Lieferant bereits falsch verstanden oder erst der Unterlieferant?
Ein weiterer Punkt ist die Produkthaftung – denn es haftet ja immer der Hersteller, also der Subunternehmer. Es wird dem Lieferanten schwer fallen das Produkt als Eigenprodukt zu verkaufen, wenn die komplette Haftung bei einem anderen Unternehmen liegt.
Fazit: Die Auslagerung der Konstruktion von (Teil-)Projekten kann Spitzen abfangen, kurzfristig benötigtes Spezialwissen bereitstellen und das Risiko teilen. Die Auslagerung der gesamten Konstruktion ist in der Praxis sehr risikobehaftet und wenig praktikabel.
Outsourcing – in diesen Fällen macht es Sinn
Nachdem wir einen allgemeinen Blick auf den möglichen Umfang von ausgelagerten Aufgaben bekommen haben, gilt es nun herauszufinden, welche Aufgaben für das Outsourcing geeignet sind.
Um herauszufinden, welche Aufgaben im Unternehmen bleiben sollten und welche nicht, hilft es sich folgende generellen Fragen zu stellen.
- Zahlt die Aufgabe auf das Kerngeschäft des Unternehmens ein?
Mit jeder Vergabe an Partner geht das eigene Unternehmen ein Risiko ein, da mit der Auslagerung ein gewisser Grad an Kontrollverlust einhergeht. Zudem geht auch unter Umständen wichtiges Know-How verloren. Aufgaben, die direkt auf Ihren Umsatz einzahlen und Ihr Unternehmen auch in Krisen absichern, sollten im Unternehmen verbleiben. - Gibt es Gewohnheitsaufgaben, welche tendenziell besser extern bearbeitet werden könnten?
Es gibt immer durchaus notwendige Aufgaben, die man aus Gewohnheit mitmacht, aber die nicht direkt zum Kerngeschäft gehören. Bei solchen Aufgaben kann es sinnvoll sein, diese an Partner abzugeben.
Ein Beispiel ist hier die Digitalisierung von Papier- und PDF-Plänen, die Konvertierung von E-CAD-Plänen anderer Herstellerformate oder die Erstellung von digitalen Zwillingen. Elektrotechnische Unterlagen für Maschinen, Anlagen und Gebäude sollten stets aktuell, zuverlässig und ortsunabhängig greifbar sein. Die Aufgaben sind wichtig, lassen sich jedoch gut an Partner auslagern, ohne dabei das Kerngeschäft zu gefährden.
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Je regelmäßiger und gleichmäßiger Aufgaben wiedervorkommen, desto leichter ist es diese an Partnerunternehmen auszulagern. - Wie groß ist der Aufwand der Partnerbetreuung?
Lagert man Aufgaben aus, soll die Qualität der Ausführung natürlich trotzdem auf einem hohen Niveau bleiben. Zumeist bleibt daher das eigene Zutun nie komplett aus. Jedoch je komplexer und ungleichmäßiger die ausgelagerte Aufgabe ist, desto größer kann der administrative Aufwand der Partnerbetreuung sein. In diesem Fall kann Outsourcing auch schnell zur Effizienzfalle werden. - Gibt es interne Lösungen?
Bevor man einen Dienstleister beauftragt, sollte man noch einmal kritisch die internen Strukturen überprüfen. Eventuell ist der eine oder andere Mitarbeiter nicht ganz ausgelastet oder würde gerne mehr Verantwortung übernehmen. Mangelt es an Spezialwissen, das aber in Zukunft öfter gebraucht wird, macht es auf lange Sicht Sinn, Mitarbeiter weiterzubilden, statt Know-How extern zu lassen..
Beim Outsourcing gibt es keine allgemein gültigen Schwarz-Weiß-Lösungen. Auch wenn Sie nicht alle Fragen mit „ja“ (oder im Fall von Frage 4 mit „nicht groß“) beantworten können, macht es unter Umständen doch Sinn Teilaufgaben auszulagern. Wichtig ist das der Nutzen, besonders auf lange Sicht, überwiegt
WSCAD Global Business Services (GBS)
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